Direkt zum Inhalt



| Aktuelles: Hochwasser in Bayern: Nach der Flut ist vor der Flut

Das Hochwasser Anfang Juni in weiten Teilen Schwabens, im nördlichen Oberbayern und entlang der Donau hat uns allen die Verletzlichkeit unserer Kultureinrichtungen, der Museen und ihrer Sammlungen eindrücklich vor Augen geführt. Jetzt gilt es daraus zu lernen und sich auf den sicherlich kommenden Katastrophenfall besser vorzubereiten und schon im Vorfeld Strukturen aufzubauen, um im Notfall schnell reagieren zu können, etwa im Rahmen von lokalen, regionalen und landesweiten Notfallverbünden. 

Das Hochwasser Anfang Juni in weiten Teilen Schwabens, im nördlichen Oberbayern und entlang der Donau hat uns allen die Verletzlichkeit unserer Kultureinrichtungen, der Museen und ihrer Sammlungen eindrücklich vor Augen geführt. 

Glücklicherweise waren schließlich weniger Museen von akuten Hochwasserschäden betroffen, als angesichts der vielen überfluteten Orte und der dramatischen Personen- und Sachschäden zunächst zu befürchten stand.

Die unmittelbaren Notbergungen in den Museen waren zügig abgeschlossen. Nun sind wir mit den Folgen des Hochwassers konfrontiert, etwa durchfeuchteten Bauteilen und zu hoher Luftfeuchtigkeit in Depots und Ausstellungsräumen, beschädigter Haustechnik und nicht zuletzt mit Museumsobjekten, die nach der Notversorgung darauf warten, restauratorisch bearbeitet zu werden.

Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse und Naturkatastrophen, wie Unwetter mit Sturm und Hagel, Starkregen und Überflutungen, häufiger und intensiver auftreten. Für Deutschland zeigen dies aktuelle Studien:

Jetzt gilt es also, sich für den nächsten Katastrophenfall besser vorzubereiten und schon im Vorfeld Strukturen aufzubauen, um im Notfall schnell reagieren zu können, etwa im Rahmen von lokalen, regionalen und landesweiten Notfallverbünden. Unerlässliche Voraussetzung für die Handlungsfähigkeit von Notfallverbünden sind aber individuelle Notfallplanungen in Ihren Institutionen. Die Landesstelle arbeitet derzeit daran, Sie noch besser bei der Erstellung von Notfallplänen und der Gründung von lokalen Notfallverbünden zu unterstützen. 

Was können Sie jetzt tun? 

Die Landesstelle empfiehlt allen Museen eine Prüfung der organisatorischen Voraussetzungen bezüglich der Notfallfürsorge. Dabei sollten die folgenden Punkte bedacht werden:

  • Risikoanalyse: Welche Notfälle können die jeweilige Einrichtung treffen, welche Risiken bestehen? Auf welche Risiken sollte sich die Institution vorbereiten? Was soll im Falle eines Notfalls erreicht werden? Welche Situationen wären unbedingt zu vermeiden? Welche Expertise braucht es zur Etablierung einer Notfallvorsorge?
  • Erfassung der Kulturgüter: Sind sämtliche Kulturgüter, für die die jeweilige Institution verantwortlich zeichnet, vollständig erfasst (Inventarlisten, Kataloge, etc.)? Wenn nicht, wie können diesbezügliche Lücken geschlossen werden? Wo und wie ist das Wissen über den Kulturgutbestand gespeichert? Sind die entsprechenden Daten bereits digitalisiert, sind sie cloudbasiert gespeichert oder ortsgebunden? Sind sie auch im Notfall (Hochwasser, Feuer, Kontamination, etc.) zugänglich? Wer hat Zugang zu den Daten? Können die Informationen anderen Personen oder Organisationen zur Verfügung gestellt werden, die im Notfall Hilfe leisten?
  • Notfallplanung: Wurden bereits Notfallpläne erstellt? Sind alle dort enthaltenen Informationen aktuell? Können die Pläne auch von den Notfallorganisationen genutzt werden? Gibt es Laufkarten oder andere Orientierungshilfen, die das Einsatzpersonal schnell und zielgerichtet zu den betroffenen Kulturgütern führt? Wurden die Kulturgüter priorisiert, sodass die Rettungskräfte wissen, welche Güter zuerst evakuiert werden müssen?
  • Aufbau von Ressourcen:  Welches Personal (bei kleinen Einrichtungen außerdem: Fachberatung, Netzwerk aus erfahrenen Personen), welche Technologien (z. B. Wahl des Brandlöschmittels), welche Notfallausrüstungsbestände, welche räumlichen Kapazitäten oder welches Budget werden benötigt? Welche Ressourcen können eigenständig aufgebaut werden? Welche anderen Möglichkeiten gibt es, fehlende Ressourcen aufzubauen? Welche Ansprechpersonen stehen hierfür zur Verfügung? In welchen zeitlichen Abständen muss der Ressourcenbestand dokumentiert, aktualisiert und auf seine Einsatzfähigkeit hin geprüft werden?
  • Aufbau einer Notfallkoordination: Wer ist für den Aufbau der Notfallvorsorge zuständig? Welche weiteren Zuständigkeiten müssen bestimmt werden? Welche fachlichen Kompetenzen braucht es? Welche Informations- und Kommunikationsbeziehungen müssen etabliert werden? Wie werden solche Beziehungen etabliert und wie lassen sie sich erhalten?
  • Durchführung von Übungen/Entwicklung von Routinen: Welche Ablaufschemata müssen entwickelt werden? Welche Abläufe müssen wie oft und auf welche Weise geübt werden, um im Notfall angemessen, effektiv und effizient reagieren zu können? Welche Rollen und Verantwortlichkeiten müssen hierfür definiert werden? Wie können Ablaufschemata und Übungen geprüft, evaluiert und gegebenenfalls angepasst werden?

Eine umfangreichere Darstellung der genannten Punkte finden Sie in Apelt, M., Berthod, O., & Breuer, C. (2023). Organisatorische Voraussetzungen der Notfallvorsorge für Kulturgüter. 2. Auflage. Halle (Saale): Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina. S. 14f., https://doi.org/10.26164/leopoldina_03_00789 (externer Link, öffnet neues Fenster)

Aktuelle Handlungsempfehlungen und laufend aktualisierte Informationen zur Vorbereitung auf Notfälle stellen wir Ihnen auf der Seite Extremwetter und Notfallprävention bereit.

Wir unterstützen Sie auch individuell bei Ihren Fragen. Nehmen Sie gerne Kontakt auf! 

Ansprechpersonen