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| Aktuelles: Was ist los in der Provenienzforschung?

Neben der Verstetigung der Provenienzforschung an der Landesstelle gibt es Neuigkeiten bezüglich der Reformierung der Beratenden Kommission sowie der Rechtsgutachten zum Kunstraub in der DDR. Außerdem findet vom 29.2. bis 2.3.2024 die Geschichtsmesse der Bundesstiftung Aufarbeitung statt.

Verstetigung der Provenienzforschung an der Landesstelle

Ab 2024 stehen die Mitarbeiterinnen der Landesstelle, Christine Bach M.A. und Dr. Marlen Topp, dauerhaft als Beraterinnen zur Provenienzforschung den nichtstaatlichen Museen in Bayern zur Verfügung. Neben dem Schwerpunkt NS-Erstcheck werden wir auch die Themen zu Kulturgutentziehungen aus SBZ und DDR sowie kolonialen Kontexten weiter ausbauen.

Im Rahmen der Fortbildungsreihe MuseumsPraxis (externer Link, öffnet neues Fenster) bieten wir regelmäßig Workshops an, in denen Sie die Grundzüge der Provenienzforschung im kleinen Kreis erlernen können. Unser nächster Kurs findet voraussichtlich Ende April 2024 im Lenbachhaus in München statt.

 

Reformierung der Beratenden Kommission

Anlässlich ihres 20-jährigen Jubiläums trat die Beratende Kommission (externer Link, öffnet neues Fenster) im September mit einem Memorandum an die Öffentlichkeit, in dem eine Reform ihrer Arbeitsbedingungen und ein Restitutionsgesetz für NS-Raubkunst gefordert werden. Vorrangigster Reformansatz ist die einseitige Anrufbarkeit, d. h., dass Opferverbände und Anspruchstellende zukünftig ohne die Zustimmung von Museen und ihren Trägern eine unabhängige Recherche und Bewertung ihrer Fälle bei der Kommission beantragen könnten. Ferner ersucht die Kommission nach einer gesetzlichen Regelung für ihre Entscheidungen, damit diese für die betroffenen Institutionen auch bindend und nicht mehr wie bisher lediglich eine Empfehlung sind. Der Arbeitskreis Provenienzforschung e. V., in dem ca. 500 Provenienzforscherinnen und -forscher organisiert sind, hat dazu eine Stellungnahme verfasst, in der der Verband die Reformvorschläge begrüßt, jedoch noch Handlungsbedarf hinsichtlich der Strukturen und Verfahren bei der Vorbereitung von Restitutionsentscheidungen sieht.

Von bayerischer Seite wurde mit einer Bundesratsinitiative reagiert, die sich für eine gesetzliche Regelung zur Rückgabe von NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut einsetzt. Bisher gibt es in Deutschland kein Restitutionsgesetz: „faire und gerechte Lösungen“ sollen gemeinsam mit den betroffenen Parteien in Anlehnung an die „Washingtoner Prinzipien“ von 1998 gefunden werden. Auf der Kultusministerkonferenz im Oktober haben sich Bund, Länder und Kommunen zunächst auf eine Stärkung der Funktionen der Beratenden Kommission durch einen verbindlichen Bewertungsrahmen und verbesserte Strukturen verständigt. Kulturstaatsministerium Claudia Roth setzt sich nun für eine Koppelung von Fördermitteln und NS-Forschung an Kulturinstitutionen (externer Link, öffnet neues Fenster) ab 2024 ein.

zur Stellungnahme des Arbeitskreises Provenienzforschung e. V. (externer Link, öffnet neues Fenster)

zur Pressemitteilung von Kunstminister Markus Blume (externer Link, öffnet neues Fenster)

 

Rechtsgutachten zum Kunstraub in der DDR

Wie können öffentliche Einrichtungen mit Kulturgut umgehen, das in SBZ und DDR entzogen wurde? Diese Frage möchte das vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste (externer Link, öffnet neues Fenster) in Auftrag gegebene Rechtsgutachten mittels der Schilderung von 13 Fallgruppen beantworten. Das Kompendium ist eine rechtliche Beurteilung des aktuellen Sachstands. Welche Handlungsoptionen sich daraus für Museen ergeben, kann nur die Praxis aufzeigen. Zumindest liegt nun erstmals ein Überblickswerk vor, das sich explizit mit dem Kulturgutentzug im deutschen Sozialismus auseinandersetzt.

zum Sonderband Kunstraub für den Sozialismus (externer Link, öffnet neues Fenster)

 

Geschichtsmesse der Bundesstiftung Aufarbeitung vom 29.2. bis 2.3.2024

Die seit 2008 jährlich im thüringischen Suhl stattfindende Fachtagung der Bundesstiftung Aufarbeitung widmet sich immer einem Thema der deutsch-deutschen Geschichte im europäischen Kontext und zählt jährlich mehr als 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem ganzen Bundesgebiet. Sie vertreten Bildungseinrichtungen, Gedenkstätten, Erinnerungsorte, Museen, Aufarbeitungsinitiativen, Geschichtsvereine sowie wissenschaftliche Einrichtungen.

Die 16. Geschichtsmesse 2024 wird vom 29. Februar bis 2. März 2024 im Ringberghotel Suhl stattfinden. Unter dem Titel „Ein weites Feld“ werden dieses Mal neue Perspektiven auf die Aufarbeitung von Diktaturen in Deutschland und Europa diskutiert. Das umfangreiche Rahmenprogramm bietet wieder Podiumsgespräche, Vorträge und Lesungen. In Präsentationen und Workshops können auch Sie Ihre aktuellen Projekte, Ausstellungen, Veranstaltungsvorhaben, Publikationen etc. vorstellen.

zur Anmeldung und zum offiziellen Programm (externer Link, öffnet neues Fenster)

Umfrage zu menschlichen Überresten aus kolonialen Kontexten in Museums- und Universitätssammlungen in Deutschland

Die Ergebnisse der 2022 von der Kontaktstelle für Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten in Deutschland durchgeführten Umfrage sind nun veröffentlicht worden. Sie können auf deren Website eingesehen werden. Demnach beteiligten sich 33 Einrichtungen mit relevanten Beständen menschlicher Überreste in ihren Sammlungen. Die notwendigen Folgerungen sollen nun mit Expertinnen und Experten, insbesondere aus den Herkunftsländern, beraten werden. Die Kontaktstelle hat den Auftrag erhalten, ein Konzept zum weiteren Umgang mit menschlichen Überresten aus kolonialen Kontexten zu erarbeiten. Hintergrund ist der 2019 beschlossene Eckpunkteplan der fachlichen Zusammenschlüsse von Bund, Ländern und Kommunen, dass bei der Aufarbeitung von Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten der Umgang mit menschlichen Überresten Vorrang hat.

zu den Umfrageergebnissen (externer Link, öffnet neues Fenster)

Ansprechperson