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Extremwetter und Notfallprävention

Extremwetterereignisse werden aufgrund des Klimawandels spürbar zahlreicher und auch intensiver. Allein aus den vergangenen Jahren sind deutschlandweit Starkregen, Hagel, Überschwemmungen, Hitzeperioden und Waldbrände in Erinnerung. Diese regional durchaus unterschiedlichen Wetterphänomene stellen nicht nur eine Gefahr für die Bevölkerung und die Wirtschaft dar, sondern auch für die musealen Sammlungen.

Extremwetterereignisse: Eine Gefahr für Museumssammlungen

Extremwetterereignisse können dazu führen, dass die Sammlungsstücke direkt beschädigt oder sogar zerstört werden, etwa durch Hagel oder Überschwemmungen. Gefährdend sind aber auch die indirekten Folgen. Eine Vielzahl von organischen Materialien in Sammlungsobjekten, z. B. Papier, Leder und Holz, aber auch anorganische Materialien wie Metalle, Glas und manchmal Mineralien reagieren oft empfindlich auf die falschen Raumklimabedingungen. 

Neben strukturellen Schäden können Überschwemmungen bei Gebäuden unter anderem Schimmelbefall oder Verfärbungen verursachen. Der katastrophale Hagel in Benediktbeuern im August 2023 beschädigte am Kloster Dächer, Fenster und Fassaden. Der nachfolgende viertägige Regen richtete daher in den Gebäuden erhebliche Schäden an; noch im Januar liefen die Trocknungsmaschinen. Und auch Hitzeperioden und eine intensivere Sonneneinstrahlung sind mögliche Ursachen für eine Verschlechterung des Raumklimas. 

Die Risiken für museale Sammlungen durch Extremwetterereignisse sind also enorm. Museen und andere kulturelle Einrichtungen müssen Vorhaben ergreifen, um ihre Sammlungen zu schützen.

Wie können Sie sich auf den Notfall vorbereiten?

Die Landesstelle empfiehlt allen Museen eine Prüfung der organisatorischen Voraussetzungen bezüglich der Notfallfürsorge. Dabei sollten die folgenden Punkte bedacht werden:

  • Risikoanalyse: Welche Notfälle können die jeweilige Einrichtung treffen, welche Risiken bestehen? Auf welche Risiken sollte sich die Institution vorbereiten? Was soll im Falle eines Notfalls erreicht werden? Welche Situationen wären unbedingt zu vermeiden? Welche Expertise braucht es zur Etablierung einer Notfallvorsorge?
  • Erfassung der Kulturgüter: Sind sämtliche Kulturgüter, für die die jeweilige Institution verantwortlich zeichnet, vollständig erfasst (Inventarlisten, Kataloge, etc.)? Wenn nicht, wie können diesbezügliche Lücken geschlossen werden? Wo und wie ist das Wissen über den Kulturgutbestand gespeichert? Sind die entsprechenden Daten bereits digitalisiert, sind sie cloudbasiert gespeichert oder ortsgebunden? Sind sie auch im Notfall (Hochwasser, Feuer, Kontamination, etc.) zugänglich? Wer hat Zugang zu den Daten? Können die Informationen anderen Personen oder Organisationen zur Verfügung gestellt werden, die im Notfall Hilfe leisten?
  • Notfallplanung: Wurden bereits Notfallpläne erstellt? Sind alle dort enthaltenen Informationen aktuell? Können die Pläne auch von den Notfallorganisationen genutzt werden? Gibt es Laufkarten oder andere Orientierungshilfen, die das Einsatzpersonal schnell und zielgerichtet zu den betroffenen Kulturgütern führt? Wurden die Kulturgüter priorisiert, sodass die Rettungskräfte wissen, welche Güter zuerst evakuiert werden müssen?
  • Aufbau von Ressourcen:  Welches Personal (bei kleinen Einrichtungen außerdem: Fachberatung, Netzwerk aus erfahrenen Personen), welche Technologien (z. B. Wahl des Brandlöschmittels), welche Notfallausrüstungsbestände, welche räumlichen Kapazitäten oder welches Budget werden benötigt? Welche Ressourcen können eigenständig aufgebaut werden? Welche anderen Möglichkeiten gibt es, fehlende Ressourcen aufzubauen? Welche Ansprechpersonen stehen hierfür zur Verfügung? In welchen zeitlichen Abständen muss der Ressourcenbestand dokumentiert, aktualisiert und auf seine Einsatzfähigkeit hin geprüft werden?
  • Aufbau einer Notfallkoordination: Wer ist für den Aufbau der Notfallvorsorge zuständig? Welche weiteren Zuständigkeiten müssen bestimmt werden? Welche fachlichen Kompetenzen braucht es? Welche Informations- und Kommunikationsbeziehungen müssen etabliert werden? Wie werden solche Beziehungen etabliert und wie lassen sie sich erhalten?
  • Durchführung von Übungen/Entwicklung von Routinen: Welche Ablaufschemata müssen entwickelt werden? Welche Abläufe müssen wie oft und auf welche Weise geübt werden, um im Notfall angemessen, effektiv und effizient reagieren zu können? Welche Rollen und Verantwortlichkeiten müssen hierfür definiert werden? Wie können Ablaufschemata und Übungen geprüft, evaluiert und gegebenenfalls angepasst werden?

Eine umfangreichere Darstellung der genannten Punkte finden Sie in Apelt, M., Berthod, O., & Breuer, C. (2023). Organisatorische Voraussetzungen der Notfallvorsorge für Kulturgüter. 2. Auflage. Halle (Saale): Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina. S. 14f., https://doi.org/10.26164/leopoldina_03_00789 (externer Link, öffnet neues Fenster)

Vor die Lage kommen – präventive Risikobewertung für Museumsstandorte  

Die Gefahren, Kulturgut durch Naturkatastrophen zu verlieren, steigen in Folge des Klimawandels fast kontinuierlich. Ein erster Schritt, um diese Risiken zu minimieren, ist die Eruierung der an einem Ort zukünftig verstärkt und vermehrt zu erwartenden Bedrohungen bzw. den daraus resultierenden Katastrophen. Für diesen vermeintlichen Blick in die Glaskugel gibt es inzwischen Software-Programme, die auf Datenbanken mit weltweiten Datensammlungen über Naturgefahren zurückgreifen können und darauf basierend eine Standortanalyse erstellen können. Diese vermögen inzwischen einen recht detaillierten Überblick über die aktuelle wie die zukünftige Risikolage zu geben. 

Die Landestelle verfügt derzeit über einen limitierten Zugang zu einer der leistungsstärksten Datenbanken auf diesem Gebiet und bietet interessierten Museen, gerade mit Blick auf Neubau- oder Sanierungsvorhaben an, die jeweiligen Standorte auf die zukünftige Risikolage hin zu überprüfen. 

Interessierte Museumsleitungen wenden sich bitte mit den genauen Adressangaben der zu überprüfenden Liegenschaft an den/die für sie zuständigen Gebiets-Referenten/-Referentin. 

Die Landestelle bietet damit ein spezialisiertes Know-how auf dem Gebiet der Risikoprävention. Zusätzlich zu einer umfassenden Einschätzung des Gesamtrisikos, erhalten Sie spezielle Gefahrenbeurteilungen für insgesamt zwölf Naturgefahren, darunter Erdbeben, Hagel, Tornados, Blitze, Wald- und Buschbrände, Flusshochwasser und Sturmfluten.

Notfallverbünde

In einem Notfallverbund schließen sich kulturgutbewahrende Einrichtungen wie Museen, Archive und Bibliotheken auf lokaler bzw. regionaler Ebene zusammen. Zielsetzungen sind der Erfahrungsaustausch untereinander, gemeinsame präventive Vorhaben (z.B. Kooperation mit den örtlichen Gefahrenabwehrbehörden, Fortbildungen, Notfallübungen), sowie die gegenseitige Unterstützung im Notfall.

In Bayern bestehen bereits mehrere lokale Notfallverbünde, beispielsweise in München, Augsburg, Würzburg und der Metropolregion Nürnberg. Ein bayernweiter Notfallverbund befindet sich derzeit in Gründung. Dieser soll durch die regionale Netzwerkbildung mittlerer und kleiner Museen ergänzt werden.

Wir unterstützen Sie auch individuell bei Ihren Fragen. Nehmen Sie gerne Kontakt auf! 

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