Konservierung, Restaurierung & Depot
Der dauerhafte Erhalt ihrer Sammlungen ist eine zentrale Aufgabe von Museen. Geeignete Bedingungen in Ausstellungs- und Depoträumen sowie bei der Handhabung gewährleisten die Weitergabe des Sammlungsguts an zukünftige Generationen und die Sicherheit der Personen, die mit den Objekten umgehen. Fachkundig durchgeführte Restaurierungsmaßnahmen an einzelnen Objekten oder ganzen Sammlungsbeständen bewahren die Kunst- und Kulturgüter als Sachzeugnisse und können zusätzliche Erkenntnisse zu ihrer Materialität, ihrer Entstehung und ihrem Gebrauch liefern.
Aktuelles
Beratung zu Konservierung, Restaurierung & Depot
Die Landesstelle berät, wenn es darum geht, für die langfristige Erhaltung der Objekte geeignete konservatorische Bedingungen sicherzustellen. Dazu gehören etwa stabiles Raumklima und abgestimmte Lichtverhältnisse, der Schutz vor Schadorganismen oder der fachgerechte Umgang im täglichen Museumsbetrieb. Diese Herangehensweise bezeichnet man als „Präventive Konservierung“.
Zudem berät die Landesstelle zum Bau, der Einrichtung und dem Betrieb von Depots.
Falls konkrete Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen notwendig sind, kann die Landesstelle den Kontakt zu qualifizierten freiberuflichen Restauratorinnen und Restauratoren vermitteln und die Maßnahmen in enger Abstimmung mit allen Beteiligten koordinieren.
Themen rund um die Erhaltung von Kulturgut
Raumklima
Das umgebende Raumklima, hauptsächlich Temperatur und Luftfeuchtigkeit, wirkt ununterbrochen auf das Kulturgut ein, egal ob es ausgestellt ist oder im Depot verwahrt wird. Ungeeignetes Klima – zu trocken oder zu feucht, Temperaturextreme, starke und häufige Schwankungen - kann kurz- und langfristig unmittelbare Schäden verursachen und weitere Schadfaktoren begünstigen.
Was ist geeignetes Klima?
Um klimabedingte Schäden an Kunst und Kulturgut zu vermeiden, sollte ein möglichst stabiles Raumklima innerhalb eines konservatorisch akzeptablen Korridors angestrebt werden. Dabei gibt es keine pauschal gültigen Sollwerte, vielmehr haben verschiedene Materialien ihre ganz eigenen „idealen Wohlfühlbereiche“. Außerdem gilt es die bisherigen bzw. vergangenen Ausstellungs- bzw. Lagerbedingungen zu berücksichtigen.
Die Erzeugung eines definierten Klimas im Museum ist unter Umständen ein energie- und kostenintensives Unterfangen. In Zeiten knapper Ressourcen und vor dem Hintergrund des Klimawandels kann das nicht ignoriert werden.
Der Deutsche Museumsbund empfiehlt (externer Link, öffnet neues Fenster) aktuell einen Kompromiss, der auch die klima- und energiepolitischen Entwicklungen der letzten Zeit miteinbezieht: In Ausstellungen, in denen sich regelmäßig Personen aufhalten, sollten Temperaturen zwischen 18°C und 26°C herrschen. In Depots können v.a. im Winter auch kühlere Temperaturen akzeptiert werden. Die wichtigere Größe ist allerdings die Luftfeuchtigkeit. Ein Korridor zwischen 40 % und 60 % relativer Luftfeuchtigkeit gilt hier als akzeptabel für die meisten Objekte. Änderungen von Temperatur und Feuchte sollten möglichst langsam ablaufen (maximal +/- 5% rF bzw. +/- 2 °C innerhalb von 24 Stunden).
Richtlinien für die Museumsklimatisierung (externer Link, öffnet neues Fenster)
Je nach den Rahmenbedingungen können auch von diesen Empfehlungen abweichende Werte vertretbar und sinnvoll sein, z.B. niedrigere Temperaturen in historischen Gebäuden bei kühlen Außentemperaturen, vorausgesetzt Frostfreiheit ist sichergestellt und die relative Luftfeuchtigkeit bleibt auf geeignetem Niveau.
Wie lässt sich geeignetes Raumklima herstellen?
Große Klimaanlagen verursachen hohen Investitions-, Energie- und Wartungsaufwand und sind daher nicht unbedingt das Mittel der Wahl. Das Raumklima kann oft auch über andere Wege beeinflusst werden, z.B. ein angepasstes Heiz- und Lüftungsregime, dezentrale Be- und Entfeuchtungsgeräte zum Auffangen von Extremwerten, und nicht zuletzt über das System der Wandtemperierung, das maßgeblich von der Landesstelle mitentwickelt wurde.
Informationen zur Temperierung
Idealerweise werden Fragen des Innenraumklimas bei Neu- und Umbauten von Museen und Depots von Beginn an mitgedacht, sodass der Baukörper selbst schon gute Voraussetzungen für ein geeignetes museales Klima mitbringt.
Projekt „Optionen von Low-Energy-Klimatechnik in Depot und Museum“
Schädlinge und Integriertes Schädlingsmanagement (IPM)
Als Schädlinge bezeichnen wir Organismen, die das Sammlungsgut oder die Museumsgebäude als Ressource für Nahrung, Nestbau o.ä. nutzen und dabei Schäden verursachen, beispielsweise Motten, Nagekäfer oder Mäuse.
Das Konzept des „Integrierten Schädlingsmanagements“ (auch „Integrated Pest Management“, kurz IPM) geht das Problem von verschiedenen Seiten an. Durch die Verbesserung der Rahmenbedingungen in Ausstellungen und Depots – passendes Raumklima, Übersichtlichkeit und gute Zugänglichkeit, wirksame Abdichtung gegen Schädlinge von außen, regelmäßige Reinigung, Verwendung von geeigneten Materialien für Verpackung und Präsentation u.v.m. – soll das Risiko für Schädlingsbefall von vornherein reduziert werden. Eine systematische und regelmäßige Überwachung, das sog. Schädlingsmonitoring, v.a. von Risikobereichen, stellt sicher, dass ein akuter Befall schnell erkannt wird. Mit gezielten, an die Biologie des Schädlings und das betroffene Kulturgut angepassten Quarantäne- und Bekämpfungsmaßnahmen werden weitere Schäden verhindert und der Einsatz von potenziell gesundheits-, umwelt- und klimaschädlichen Substanzen minimiert.
Zur Bekämpfung eines aktiven Schädlingsbefalls stehen heute verschiedene Methoden zur Verfügung, je nach Art und Umfang des Befalls und Beschaffenheit des zu behandelnden Kulturguts, z.B. thermische Verfahren oder die zeitweise Lagerung unter sauerstoffarmer Atmosphäre.
Literatur und weitere Informationen
- Pinniger/Landsberger/Meyer/Querner: Handbuch integriertes Schädlingsmanagement in Museen, Archiven und historischen Gebäuden, Berlin 2016
- What's Eating Your Collection?
- Insect Pests in Historic Houses and Museums
Arbeits- und Gesundheitsschutz
Ein Museum ist ein Ort, an dem sich regelmäßig Menschen aufhalten, ob als Besucherinnen und Besucher oder als Mitarbeitende. Dabei sollte sichergestellt werden, dass Personen während ihres Aufenthalts oder bei ihrer Tätigkeit keine Gefahren drohen, beispielsweise durch ungeeignete Lagertechnik im Depot oder durch problematische Substanzen, die durch frühere Schädlingsbekämpfungsmaßnahmen eingebracht wurden oder im Objekt selbst enthalten sind, z.B. Asbest oder Schwermetalle. Dem Museum und seinem Träger kommt hier eine besondere Verantwortung für Besuchende und Mitarbeitende gleichermaßen zu.
Literatur
Spiegel/Deering/Quaisser et al: Handreichung zum Umgang mit kontaminiertem Sammlungsgut, München 2019.
Museumsbetrieb
Kulturgut im Museum wird durch seinen „bestimmungsgemäßen Gebrauch“, also das Sammeln, Erforschen und Ausstellen, mitunter gewissen Risiken ausgesetzt. Restauratorinnen und Restauratoren allein können die dauerhafte Erhaltung der Objekte nicht sicherstellen. Vielmehr ist der verantwortungsvolle Umgang mit den Objekten eine gemeinsame Aufgabe aller Personen, die im Museum und mit der Sammlung arbeiten, vom Aufsichtspersonal in Ausstellungen, über Reinigungskräfte und Mitarbeitende der Haustechnik, bis hin zu Kuratorinnen und Kuratoren und den Verantwortlichen aufseiten des Trägers. Kenntnis und Verständnis für die verschiedenen Aufgaben innerhalb des Museums und gut abgestimmte Abläufe etwa bei Baumaßnahmen helfen letztlich auch beim Erhalt des Kulturguts.
Depot
Ein Depot dient der langfristigen, sachgerechten Lagerung von Kulturgut, um dessen dauerhafte Erhaltung zu gewährleisten. Schadfaktoren, wie ungünstiges Klima, Schadstoffe, schädigende Strahlung (z.B. Sonnenlicht), biogene Schadorganismen (tierische und pflanzliche Schädlinge, Schimmelpilze), mechanische/physikalische Risiken, Sicherheitsrisiken (Diebstahl, Vandalismus), werden durch die angemessene und funktionale Gestaltung der Räumlichkeiten soweit möglich reduziert oder ausgeschaltet.
Dazu wird ein geeignetes Gebäude oder ein geeigneter Raum mit einer auf die einzulagernde Sammlung abgestimmten Einrichtung ausgestattet.
Ein qualifiziertes Depot ermöglicht die sinnvolle Organisation der Bestände und deren inhaltliche und konservatorische Bearbeitung. Die Arbeiten können unter Bedingungen stattfinden, die den aktuellen Vorgaben zu Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz entsprechen.
Zusammen mit einer verantwortungsvollen Sammlungsarbeit – Stichworte Sammlungskonzept, Inventarisierung, Standortverwaltung – bildet das Depot eine Grundlage für eine gute Museumsarbeit und ermöglicht als Verkörperung des „Sammeln und Bewahrens“ das „Erforschen und Vermitteln“.
Bei den Überlegungen zum (Um-)Bau und Betrieb von Depots darf heute neben den museumsfunktionalen Punkten das Thema Nachhaltigkeit nicht mehr außer Acht gelassen werden, also die Menge an Ressourcen, die zum Bau und langfristigen Betrieb des Depots nötig ist, die zu erwartende Lebensdauer, die langfristige Funktionalität und Nutzbarkeit, Möglichkeiten der Reparatur und Instandsetzung usw.
Literatur
Veröffentlichungen der Landesstelle
weitere VeröffentlichungenWeitere Themen
Ansprechpersonen
Dipl.-Rest. (Univ.) Maria Wimmer
Konservierung, Restaurierung und Klimastabilisierung
- Telefon:
- +49 162 2604650
Dipl.-Rest. M. A. Cord Brune
Optionen von Low-Energy-Klimakonzepten in Depot und Museum
- Mobil:
- +49 162 213 65 99