Bekanntgabe der Preisträger des Förderpreises „Vermittlung im Museum” der Bayerischen Sparkassenstiftung 2023
Grußwort von Dr. Ingo Krüger, Geschäftsführender Vorstand der Bayerischen Sparkassenstiftung, anlässlich der Bekanntgabe der Gewinner des Förderpreises „Vermittlung im Museum” am 06. Juli 2023 im Diözesanmuseum Freising.
(Es gilt das gesprochene Wort)
Sehr geehrter Herr Staatsminister,
sehr geehrter Herr Dr. Blübaum
liebe Förderpartnerinnen und Förderpartner,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
ich danke Ihnen herzlich für die Einladung und freue mich sehr, heute hier zu sein. Diese Veranstaltung bietet eine wunderbare Gelegenheit, mit den Förderpartnern der bayerischen Sparkassen zusammenzukommen und über die Bedeutung frischer und pfiffiger Vermittlungskonzepte in Zeiten des Wandels von der Industrie- zur Informationsgesellschaft zu sprechen. Museen stehen heute vor der Herausforderung, mit den zahlreichen digitalen Vermittlungs- und Interaktionsformaten zu konkurrieren, die virtuelle Erfahrungen bieten und oft die Grenzen zwischen Schein und Sein verschwimmen lassen.
Doch lassen Sie mich klarstellen: Es geht nicht darum, diese neuen Erlebnisformen zu verteufeln, sondern vielmehr darum, sich mit ihnen auseinanderzusetzen und ihre Möglichkeiten produktiv zu nutzen. Museen haben einen bedeutenden Stellenwert in unserem Leben und sind lebendige Orte des gesellschaftlichen Austauschs. Sie ermöglichen uns, uns über gegenwärtige Entwicklungen und zukünftige Potenziale im lebhaften Diskurs zu informieren. Dabei spielen innovative Vermittlungsansätze eine entscheidende Rolle.
So haben wir bereits vor vielen Jahren gemeinsam mit der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern die ersten Smartphone-Apps im musealen Bereich entwickelt und eingesetzt. Diese Pionierarbeit war der Grundstein für "fabulAPP", den Baukasten für digitale Vermittlungs- und Interaktionsformate, der mittlerweile nicht nur national, sondern sogar international Aufsehen erregt. Ich lade Sie ein, den Informationsstand im Eingangsbereich zu besuchen und sich über die Möglichkeiten der digitalen Transformation für Ihr Museum zu informieren.
Viele von Ihnen haben bereits von diesen Entwicklungen profitiert, und das freut mich sehr. Digitale Vermittlungsmethoden und Kommunikationskanäle sind aus unserer heutigen Welt nicht mehr wegzudenken, und ich bin mir sicher, dass die digitale und analoge Welt immer mehr zu einer hybriden Wirklichkeit verschmelzen werden.
Und doch gibt es weit mehr zu entdecken und auszuprobieren als die neuesten digitalen Technologien! Das zeigen die heutigen Gewinnerprojekte ganz besonders gut. Unser Vermittlungspreis ist keineswegs eine Technikmesse, sondern vielmehr eine Schatzkammer neuer Vermittlungsansätze, bei denen die Technik – wenn überhaupt – eine dienende, aber keine zentrale Rolle spielt. Dies ist das Ergebnis Ihrer zahlreichen originellen Ideen und Einfälle als Wettbewerbsteilnehmerinnen und -teilnehmer sowie der strengen Jury, die mit ihren hohen Ansprüchen und ihrem breiten Erfahrungshintergrund eine umfassende Bewertung vorgenommen hat.
An dieser Stelle möchte ich mich herzlich bei den Mitgliedern der Jury bedanken:
Herrn Dr. Dirk Blübaum, dem Leiter der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern,
Frau Christine Schmid-Egger, Referatsleiterin für Kommunikation in der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern
Frau Petra Maidt, der stellvertretenden Vorsitzenden des Landesverbands Museumspädagogik Bayern,
Herrn Dr. Matthias Hamann, dem Direktor des Museumsdiensts Köln und stellvertretenden Vorsitzenden des Bundesverbands Museumspädagogik,
Frau Prof. Dr. Gisela Weiß, Studiendekanin für den Masterstudiengang Museumspädagogik/Bildung und Vermittlung im Museum an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) Leipzig und stellvertretende Sprecherin des Arbeitskreises Bildung und Vermittlung im Deutschen Museumsbund.
Gleichzeitig möchte ich allen Wettbewerbsteilnehmerinnen und -teilnehmern zu ihren überzeugenden Ideen gratulieren. Wir waren tief beeindruckt von den frischen und kreativen Vermittlungskonzepten, die uns erreicht haben. Dank Ihnen wird die Museumslandschaft in Bayern auch in Zukunft wegweisende Angebote bereithalten.
Die Vermittlung im Museum ist unabhängig von der Technik immer eine Geschichte der Innovationen. Museen haben seit mehr als einem halben Jahrhundert ihren Bildungsauftrag stets neu und zeitgemäß interpretiert. Als außerschulische Lernorte haben sie das Privileg, neue Lernformate und Formen der Partizipation auszuprobieren und anzubieten. Dabei können sie Erlebnisaspekte und unterhaltsame Momente in ihr Angebot integrieren, um die Verbindung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft anschaulich zu machen.
Das gilt in ganz besonderem Maße für den Hauptpreis des Wettbewerbs „Vermittlung im Museum“. Das Freilandmuseum Oberpfalz in Neusath-Perschen wirft mit seinem Wettbewerbsbeitrag die Frage auf, wie wir künftig unter den Rahmenbedingungen nachhaltigen Handelns bauen und leben wollen. So wie es einer Energiewende und einer Mobilitätswende bedarf, benötigen wir auch eine „Bauwende“. Mit dem „ZukunftsBauHaus“ sollen in einem partizipativen Prozess Gedanken und Ideen für ein neues Bauen ausprobiert und diskutiert werden. Hier wird nicht angeschaut, sondern richtig gebaut. Dies kann direkt im Museum passieren, genauso gut aber auch als Outreach-Projekt zum Beispiel in Schulen. Damit leistet dieses Vorhaben als Zukunfts-Hub einen wichtigen Beitrag für ein lebenswertes Morgen. Das Projekt ist thematisch auf der Höhe der Zeit, gut durchdacht und mit seinem Blick zurück vermittelt es wichtige Zukunftsimpulse. Ökologie, Ökonomie, Kultur und Soziales werden hier „zusammengedacht“.
Ich gratuliere
Herrn Dr. Tobias Hammerl und Frau Bettina Kraus vom Freilandmuseum Oberpfalz zum Hauptpreis „Vermittlung im Museum“.
Der erste der beiden Nebenpreise greift das Thema „Stadt der Zukunft“ auf, wählt aber einen ganz anderen Zugang und Vermittlungsansatz. In drei verschiedenen Modulen soll die städtische
Jugend in einen partizipativen Ablauf als zentraler Akteur in den Prozess der Zukunftsgestaltung eingebunden werden. Im ersten Schritt tauchen die Jugendlichen in die Stadtgeschichte ein und stellen anschließend Bezugspunkte zur Gegenwart her. Eigene Gedanken, Bedürfnisse und Wünsche für die Zukunft Sonthofens werden im Diskurs ausgetauscht. Daran knüpft ein kreativer Prozess an, in dem Ideen und Möglichkeiten für die Weiterentwicklung der Stadt sowohl analog als auch medial entstehen sollen. Die gestalteten Aussagen der Jugendlichen sollen dann in einer Sonderausstellung im AlpenStadtMuseum der Öffentlichkeit und den kommunalen Politikern präsentiert werden. Das Vermittlungsziel ist die Förderung vernetzten und eigenen Denkens bezogen auf die Historie, die Gegenwartsthemen und die Zukunftsmöglichkeiten der Stadt Sonthofen. Sehr geehrte Frau Fischer, sehr geehrte Frau Konda, Sie etablieren damit Ihr Museum als einen offenen Raum, in dem Visionen entstehen können und diskutiert werden können. Damit vermitteln Sie zugleich die Existenzberechtigung des neuen Museums in Sonthofen.
Ich gratuliere ganz herzlich
der 2. Bürgermeisterin von Sonthofen, Frau Ingrid Fischer,
der Museumsleiterin Mechthild Fischer und Frau Alexandra Konda, die die Projektidee hatte,
zum Gewinn des Nebenpreises. Sie leisten gemeinsam vorbildliche Museumsarbeit!
Einen ganz besonders reizvollen Wettbewerbsbeitrag hat das Kempten-Museum eingereicht. Es legt besonderen Wert auf die Inklusion von Menschen mit Demenz und erkennt damit die große Bedeutung, ihnen den Zugang zu kulturellen Angeboten zu ermöglichen. Dabei haben die Projektmacherinnen zwei Zielgruppen im Fokus: Menschen mit Demenz, die noch mobil sind und zu Hause oder in Einrichtungen betreut werden, sowie Menschen mit fortgeschrittener Demenz, die nicht mehr mobil sind. Besonders hervorzuheben ist der Ansatz der Zusammenarbeit mit der Fachstelle für Demenz und Pflege Schwaben und der Fakultät Soziales und Gesundheit der Hochschule als Kompetenzpartner. Mit entsprechenden Veranstaltungen soll die für diese Zielgruppen so wichtige Teilhabe am kulturellen und sozialen Leben ermöglicht werden. Das Kempten-Museum und der miteinbezogene Archäologische Park Cambodunum bieten hierfür optimale Rahmenbedingungen. Mit der Vernetzung beider Museumsangebote handeln Sie dabei unbewusst nach dem Sparkassen - Motto „Gemeinsam sind wir stark!". Ein gut ausgeklügeltes Evaluationsprinzip rundet dieses Projekt ab.
Sehr geehrte Frau Dr. Müller-Horn , sehr geehrte Frau Dr. Batzel,
Sie greifen mit ihrem Vorhaben ein großes gesellschaftliches Problem auf und leisten mit Ihrem Museum einen wichtigen Beitrag zu seiner menschlichen Lösung. Sie berücksichtigen, dass Demenz viele Gesichter hat, von denen einige sogar ein Lächeln tragen. Und Sie reduzieren Menschen mit Demenz nicht auf Ihre Krankheit, sondern binden sie so in das Leben mit ein, wie sie sind. Das ist beispielgebend und dazu gratuliere ich Ihnen ganz herzlich im Namen der Bayerischen Sparkassenstiftung!
Meine Damen und Herren, lassen Sie uns den Mut zu Neuem bewahren und weiterhin innovative Vermittlungsansätze entwickeln. Museen spielen eine wichtige Rolle in unserer Gesellschaft – das zeigt nicht zuletzt das Kemptener Projekt –, und wir sollten ihre Bedeutung für unser kulturelles Leben niemals unterschätzen.
Bleiben Sie mit mir zuversichtlich!